Wer kennt sie nicht? Situationen, in der ein verärgertes Kind quer durch den Bus brüllt oder sich aus lauter Verzweiflung auf den Boden wirft. Eine vermeintliche Kleinigkeit ist häufig der Auslöser für Wutanfälle. Statt laut zu schimpfen oder das Anliegen des Kindes zu banalisieren, hilft es langfristig, es ernst zu nehmen.

 

Diverse Handlungsempfehlungen zeigen, wie man angemessen bei Wutanfällen reagieren und den Nachwuchs besser verstehen lernt.

Schrei gegen Wut

Anstelle von: „Schrei‘ doch nicht so rum! Geh‘ in dein Zimmer!“
Versuch‘ mal: „Ich bin auch manchmal wütend. Wollen wir die Wut gemeinsam vertreiben?“

Deine verständnisvolle Reaktion und die Nachricht, dass es normal ist, verärgert zu sein, vermittelt Sicherheit und das Gefühl, dass du immer für dein Kind da sein wirst. Isolation hingegen vermittelt deinem Kind, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Gib‘ deinem Nachwuchs Raum, sich der Situation zu stellen.

Vielleicht hilft es euch auch, einmal gemeinsam zu brüllen. Tatsächlich bewies eine Studie, dass die Schmerznachricht gar nicht erst an das Gehirn geleitet wird, wenn in einer Wutsituation ein Kampfschrei ausgestoßen wird.

Bedürfnis herausfinden statt zu isolieren

Anstelle von: „Ärgere dich nicht!“ oder „Hör‘ auf so wütend zu sein!“
Versuch‘ mal: „Was würde dir denn helfen, damit du dich wieder besser fühlst?“

Die Aufforderung, ruhig zu sein, führt meist zum genauen Gegenteil. Das Kind schreit noch mehr, noch lauter oder steigert sich hinein – vor allem in Trotzphasen. Hier hilft es eher auf die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Was steckt hinter der Unzufriedenheit?

Gemeinsam könnt ihr Strategien entwickeln, wie ihr der schlechten Stimmung begegnen wollt.

Schlagen verhindern

Anstelle von: „Hör‘ auf zu schlagen!“
Versuch‘ mal: „Ich kann verstehen, dass du wütend bist und das nicht in Ordnung findest. Jemanden zu hauen ändert daran aber nichts. Es macht denjenigen nur sehr traurig.“

Teilen wir Kindern unser Verständnis mit, fühlen sie sich sicherer und lernen, dass ihre Gefühle ernst genommen werden. Der Nachsatz macht jedoch deutlich, dass Schlagen nicht der richtige Weg ist, sich Luft zu machen.

Meist hilft es auch, zwei streitende Kinder zu trennen bis sie sich beruhigt haben und danach mit ihnen die Situation auszuwerten.

Kontrolle & Verantwortung übergeben

Anstelle von: „Putz‘ dir jetzt endlich die Zähne!“
Versuch‘ mal: „Willst du erstmal deiner Puppe die Zähne putzen?“

Diese Frage lässt deinem Kind, im Gegensatz zur Aufforderung, eine Wahl. Somit überträgst du deinem Kind die Verantwortung. Mit Wutanfällen wollen vor allem Kleinkinder Kontrolle ausüben.

Als Nebeneffekt wird der Fokus vom Ärgernis abgewendet und du gelangst indirekt zum Ziel. Begleitet man das Zähneputzen der Puppe mit viel Lob, möchte dein Kind ebenfalls die Position einnehmen, in der sein Tun anerkannt wird.

Gefühle klar kommunizieren

Anstelle von: „Hör auf mit den Bausteinen zu schmeißen!“
Versuch‘ mal: „Da du deine Bausteine weg wirfst, nehme ich an, dass du keine Lust mehr hast damit zu spielen. Ist das richtig?“

Diese Ich-Botschaft aus elterlicher Sicht gibt dem Kind die Chance zu reagieren und seinen Blickwinkel zu erklären. Es fördert die Kommunikation statt der Konfrontation. Langfristig  hilft es deinem Kind, seine Gefühle direkt zu benennen.

Gegen Jammern

Anstelle von: „Hör‘ auf zu nörgeln!“
Versuch‘ mal: „Sag es mir bitte nochmal mit deiner normalen Stimme, (dann kann ich dich sicher verstehen).“

Häufig merken Kinder nicht, dass sie jammern, statt in normalem Ton zu sprechen. Weist man sie darauf hin, haben sie die Chance, dies abzustellen. Außerdem wird ihnen so deutlich, dass der Ton die Musik macht.

Stress & Atmen

Anstelle von: „Ich habe keine Lust auf diese Diskussion. Mach es einfach!“
Versuch‘ mal: „Gerade wird das alles etwas viel. Ich brauche jetzt erstmal ein paar Minuten für mich, um nach einer guten Lösung zu suchen.“

Auch diese Reaktion lehrt dein Kind, seine Gefühle in Echtzeit wahrzunehmen, weil du als Vorbild agierst. Es lernt außerdem, diese zu kommunizieren und angemessen darauf zu reagieren. Das heißt, wer überfordert oder überreizt ist, braucht eine Pause zum Durchatmen. Mit etwas Ruhe und Abstand findet sich dann auch leichter eine Lösung.