In den Sprachwissenschaften und angrenzenden Feldern ist es nach wie vor umstritten, warum das Sprachvermögen des Menschen im Gegensatz zu anderen Säugetieren eine wesentlich komplexere Struktur aufweist. So vertritt ein Lager die Ansicht, dass man eine komplexe Sprache braucht, um auch ein komplexes soziales Leben zu entfalten.

Und dieses Vermögen dafür ist uns angeboren. Die andere Seite behauptet jedoch das Gegenteil: der Mensch hat die Sprache als eine Art soziale Technologie entwickelt. So wie das Zusammenleben und die Werkzeuge immer komplizierter wurden, so musste die Sprache mithalten, um den Menschen schlichtweg nicht wortlos dastehen zu lassen. Es gibt jedoch genügend Indizien, die beide Theorien unterstützen oder widerlegen.

Fakt ist, dass der Mensch nach seiner Geburt in fast jedem Fall denselben Zyklus der Sprachentwicklung durchläuft. Die ersten Laute eines Babys sind das Schreien und die ersten “Wohlfühllaute”. Diese entstehen zu diesem Zeitpunkt aber eher zufällig durch die Zungen- und Rachenstellung in Kombination mit der Atmung. Diese Laute werden bis zum Ende der ersten vier Monate zunehmend gezielt eingesetzt; meist um zu zeigen, dass sich das Kind wohlfühlt. Was das Kind hier auch das erste mal mit Lachen signalisiert.

Ab diesem Zeitpunkt fängt das Kind an, seine Sprache aktiver aufzubauen. Das typische Baby-Lallen ist der Beginn des sogenannten vokalen Spielens. Das Baby versucht aktiv mit der Stimmhöhe und -lautstärke zu arbeiten, wodurch diese oft ziemlich lauten, hohen Jauchzer zustande kommen. Auch verschiedene Sprachbildungsorte werden trainiert. So haben die ersten Versuche, bilabiale Plosivlaute zu bilden (1), meist nur den Nebeneffekt, ein klatschnasses Lätzchen zu hinterlassen, da das Baby noch nicht in der Lage ist, die Lippen komplett zu verschließen.

Die Sprachentwicklung bei Babys geht dann rasant weiter.

(1) D.h., der Laut wird durch einen plötzlichen Luftausstoß durch beide Lippen gebildet, wie z.B. bei P und B der Fall.