Im zweiten Teil geht es um den Fortschritt der Sprachentwicklung zwischen dem sechsten und dem zwölften Monat. In den ersten sechs Monaten begann das Kind, die ersten Feinheiten der Artikulation zu trainieren.

Bis zum neunten Monat ist es dem Kind dann möglich, nicht nur zu rufen, sondern auch zu flüstern. Die Sprache kann nun in beide Extreme der Lautstärke geregelt werden. Das Kind beginnt jetzt auch damit, Doppel-Silben zu verwenden. Aus denen entstehen zum Beispiel das erste Mal „Mama“ und „Papa“. Das sind zwei Worte, die sich nicht nur im Deutschen treffen lassen. So findet man das Wort Papa (mit leichten Variationen) in circa 70% aller Sprachen. Und das hat einen Grund, der die stolzen Eltern etwas enttäuschen könnte. Die Worte sind nämlich nicht vom Kind selber ausgesucht worden, sondern gehören zu den ersten einfacheren doppel-silbigen Lallwörtern. Die entsprechende Bedeutung von „Mama“ und „Papa“ bringen dann nur die Eltern bei. Das Kind versucht aber auch durch Imitation eine Satzmelodie zu begreifen. Dadurch wird das Baby-Lallen auch zunehmend komplexer und zeigt immer mehr satzähnliche Strukturen. Da das Kind jedoch noch keinen ausgebildeten Wortschatz hat, sind verständliche Worte eher Zufall.

Zu diesem Zeitpunkt entsteht aber nicht nur ein komplexerer Sprachgebrauch, sondern auch die erste Körpersprache. Obwohl das Kind noch nicht sagen kann, was es mit einem Gegenstand oder einer Person machen möchte, so kann es zumindest auf einen Gegenstand zeigen, um zu signalisieren, dass es damit interagieren will. Das Sprachverständnis ist an dieser Stelle schon weiter ausgeprägt als die Sprachverwendung. So signalisiert das Kind oftmals, zum Beispiel durch Schauen in die entsprechende Richtung, dass es auch Wörter versteht, die es selber noch nicht Sprechen kann.

Die frühkindliche Sprachentwicklung vom 10. bis zum 12. Monat

Ab dem zehnten Monat fängt das Kind an, bestimmten Gegenständen, Gemütszuständen und Tätigkeiten einen Namen zuzuordnen. Allerdings hat dieser Name oft noch wenig mit den eigentlichen Benennungsworten zu tun. Oft wird das Wort noch für zu viele oder zu wenig Gegenstände benutzt. So ist ein klassisches Beispiel das Verwenden von „Hund“ für alle Vierbeiner (Generalisieren), die das Kind sieht, irrelevant ob es sich dabei tatsächlich um eine Katze oder einen Elefanten handelt.

Bis zum 12. Monat entwickelt das Kind sein Wissen weiter und beherrscht zu diesem Zeitpunkt ca. 10 Wörter, die es aktiv verwendet. Diese haben aber meistens weiterhin eine oft rätselhafte Herkunft und werden nicht unbedingt korrekt artikuliert. So werden beispielsweise einzelne Silben oder abschließende Konsonanten ausgelassen. Der erste Geburtstag ist jedoch keine magische Zahl, an dem das Kind seine ersten zehn Wörter unbedingt beherrschen muss. Viele Mädchen erreichen diesen Meilenstein schon zum 9. Monat, während es in manchen Fällen über das zweite Lebensjahr hinaus dauert, bis die zehn Worte erreicht sind. Dabei scheint es so, als würden die Sprachentwicklung und das Laufen dabei in Konkurrenz zueinander stehen, denn oft kann das Kind nur das eine oder das andere gut, aber nicht beides gleichzeitig.

In den nächsten Lebensjahren der Kinder geht die Sprachentwicklung in großen Schritten weiter. Deswegen wird im nächsten Beitrag die Sprachentwicklung bis ins Grundschulalter beschrieben.

Hier lesen Sie, wie die kindliche Sprachentwicklung im ersten Halbjahr vonstatten geht.