Im letzten Kindergartenjahr können es die meisten Kinder gar nicht mehr erwarten „endlich ein richtiges Schulkind zu werden“. Doch dann nach den Sommerferien, wenn die Einschulung näher rückt, dann würde so manch eines gerne in die wohlbehütete Kindergartengruppe zurück. Hier erfährst du, was sich für dein Kind alles ändert, wenn es vom Kindergarten- zum Schulkind wird und wie du es dabei unterstützen kannst, diesen großen Schritt zu meistern.

 

Der erste große Statuswechsel – Endlich Schulkind!

Es mag kleinlich klingen, aber jeder von uns kann sich zurückerinnern und weiß, dass der Wechsel vom Kindergarten in die Schule ein wahrer Meilenstein auf dem persönlichen Lebensweg gewesen ist – und nach der Kindergarteneingewöhnung der erste große Statuswechsel.

Zum Ende der Kindergartenzeit dreht sich alles nur noch um den bevorstehenden Schulbeginn. Die angehenden Schulkinder bilden eine eigene Vorschulgruppe, die mehrfach in der Woche besondere Angebote, Treffen und Ausflüge unternimmt. Mal sind es nur einfache Lernzettel, eine Schulkind-Übernachtung oder ein Besuch bei der Polizei, wo der Wachmeister über Verkehrserziehung spricht. Dein Kind erhält eine Art Sonderstatus und wird trotz Welpenschutz schon zu den Großen gezählt.

Das Ganze gipfelt schließlich in der Einschulungsfeier, die mit einer Begrüßung in der Schule, mit geladenen Gästen, Kuchen und der besagten Zuckertüte -seit Generationen- zu diesem Wechsel dazugehört. Sozialanthropologen nennen dies einen Initiationsritus. Also etwas, das wir tun, um den Übergang in eine neue Lebensphase, die wir beginnen (indizieren) zu erleichtern und für andere sichtbar zu machen.

Der Tornister und die Schultüte und auch dessen Anschaffung (oder Bastelei) zeigen anderen Erwachsenen und vor allem „jüngeren Kindern“, dass unser Kind nun auch ein „richtiges Schulkind“ ist. Es lernt lesen und schreiben, wodurch es eigenständiger und reifer wird- ein Stück weit erwachsener. Es gibt zwar neue Regeln und Pflichten, aber auch mehr Freiraum und Eigenverantwortung.

 

Wieder klein anfangen

Ein Erstklässler zu werden ist spitze, doch die andere Seite der Medaille ist: Dein Kind gehört nun wieder zu den Kleinen. Es verlässt seine vertraute Umgebung zu Hause und im Kindergarten muss mit vielen neuen Veränderungen zurechtkommen. Es wird geistig mehr gefordert- lernen- wiederholen und Hausaufgaben machen. Aber vor allem ist es auf emotionaler Ebene ein gewaltiger Schritt. Denn es verlässt die geliebten Kindergartenfreunde und steht nicht selten wieder allein da. Dein Kind muss neue soziale Gefüge und Freunde finden, kein Wunder, dass ihm oder ihr vor diesem Schritt leicht mulmig zu Mute ist. Deshalb geben wir dir an dieser Stelle ein paar gute Ratschläge, wie du deinem Schulkind dabei helfen kannst seine Ängste vor dem Schulbeginn zu überwinden und sich auf dieses neue Abenteuer zu freuen.

Lasse dein Kind in Sachen „Schule“ mit entscheiden

Am einfachsten nimmst du deinem Kind die Angst vor der Schule indem du es in die Entscheidungen, die seine/ihre Einschulung betreffen von Anfang ein mit einbeziehst. Sprecht darüber welche Schulen zur Auswahl stehen und welche Vorteile z. B. die Schule um die Ecke hat, auch wenn dort nicht die geliebten Kindergartenfreunde hingehen. Macht gemeinsam Besorgungen für den Schulstart und entscheidet, welcher Tornister deinem Kind am besten gefällt. Neue Sachen geschenkt bekommen macht Spaß und lässt die Vorfreude steigen. Dein Kind kann schon Wochen vorher stolz seine Schulsachen zeigen und sich so mental auf den ersten Schultag, wo es alles zur Schule mitnehmen darf, einstellen.

Viele Eltern nehmen ihr Kind auch zum Tag der offenen Tür mit oder zur Schulanmeldung selbst, damit es sich das Gebäude und den Schulhof vorab anschauen kann. Oft lernt es hier auch schon die zukünftigen Klassenlehrer und eventuell auch ein paar Klassenkameraden kennen. Sobald dein Kind das Gefühl hat, dass es selbst mitplanen und entscheiden darf, wird der Schulbeginn ebenfalls eine eigene, freiwillige Entscheidung, wodurch auch der Start viel leichter fallen wird.

Verwandle Aufregung in Vorfreude

Der erste Tag in der Schule ist zwar lang ersehnt, kann in deinem Schatz dennoch Unbehagen hervorrufen. Zeige deinem Kind einfach, dass es okay ist aufgeregt zu sein und dass dieses Gefühl im Bauch ganz toll sein kann- es ist Vorfreude. Durch eine Feier fällt es deinem Kind leichter diesen Tag entgegen zusehen und zu durchstehen, weil es merkt, dass nicht nur Mama und Papa hinter ihm oder ihr stehen, sondern auch die Großeltern und Paten dabei sind und sich gemeinsam freuen. Die aufgestaute Aufregung und Energie bekommt ein Ventil, wo dein Kind seine Nervosität loswerden kann – von dem Zuspruch der geladenen Gäste ganz zu schweigen.

Habe Nachsicht, wenn dein Schulkind am Anfang vieles noch nicht kann oder vergisst

Nicht nur dein Kind auch wir Erwachsenen brauchen Zeit, um uns an die Schule zu gewöhnen. Dein kleiner Liebling erlebt gerade eine wahre Achterbahn der Gefühle und Sinneseindrücke. Es muss seine neue Umgebung, die Lehrer und Mitschüler zunächst kennen lernen und sich an das „Lernen“ selbst gewöhnen. Anfangs kann es deshalb durchaus sein, dass es vieles vergisst, nicht weil es nicht zuhört, sondern weil es einfach eine Flut an neuen Informationen ist, die es erst einmal verarbeiten und sortieren muss. Oft mögen sie es gar nicht zugeben, weil es ihnen peinlich ist und sie uns nicht enttäuschen möchten. Hilf deinem Kind und sage ihm, dass es nicht schlimm ist zuzugeben, wenn man etwas nicht weiß oder etwas vergessen hat.

Tipp: Manchmal hilft schon eine kleine Checkliste, die deinen kleinen ABC-Schützen daran erinnert, was er oder sie alles einpacken muss oder was für den Tag geplant ist. Wähle dafür eine gut sichtbare Stelle, wie am Kühlschrank oder in der Nähe der Ausgangstür. Vor dem  dem Rausgehen könnt ihr einmal abhacken, ob alles dabei ist, wie Pausenbrot, Sportsachen, etc.

 

Passt euren Alltag dem neuen Tagesrhythmus an

Durch den Stundenplan ändert sich nicht nur der Tagesablauf von uns Eltern, auch der deines Kindes wird nun viel strukturierter und erfordert eine genauere Planung, um Schule, Hausaufgaben, Familie und Nachmittagsaktivitäten unter einen Hut zu bekommen.

Feste Zeiten und Stundenplan

Im Kindergarten ist es noch okay, wenn man den Morgenkreis verpasst oder Mal einen Tag blau macht, weil Oma zu Besuch ist. In der Schule ist das ganz anders. Hier bekommt nicht nur dein Kind Ärger, auch wir Eltern müssen dann mit einem Gespräch beim Direktor rechnen.

Der Stundenplan der Schule bekommt von nun an Priorität, d. h. wir müssen unseren Familienkalender daran anpassen. So muss dein Kind, aber auch wir Eltern uns darauf einstellen, dass wir alle früher schlafen gehen, um morgens fit zu sein. Schläft dein Kind gerne lange und kommt nur schlecht aus den Federn, dann sollte die zu Bettgehzeit angepasst werden. Auch die Essenszeiten könnt ihr so anlegen, dass dein Kind im Schulalltag genau zur Pause Hunger bekommt, indem ihr auch am Wochenende oder in den Ferien zur gleichen Zeit frühstückt.

Frühstück in der Schule

Während viele Kinder im KiGa gemeinsam in der Gruppe gefrühstückt haben, so muss Mami oder Vati nun morgens Butterbrote schmieren und eventuell isst dein Kind vorab noch eine Schüssel Müsli oder so, bevor es aus dem Haus geht. Kalkuliert morgens deshalb einen größeren Zeitpuffer ein, denn gerade am Anfang muss sich der neue Alltag erstmal einpendeln. Wenn du deinem Kind nämlich auf die Schnelle ein Butterbrot schmierst, dass es nicht essen mag und lieber ins nächste Gebüsch wirf ist euch beiden nicht geholfen. Sprecht am besten am Abend davor, was dein Kind zu essen mitnehmen mag, denn nur weil wir möchten, dass es Karottenstifte isst, heißt es noch lange nicht, dass es dies tut.

Tipp: Manche Grundschulen bestellen für die Kinder Kakao oder Milch, fragt mal bei der Klassenlehrerin nach, ob eure Schule dies auch anbietet.

Unterstütze dein Schulkind bei den Hausaufgaben

Um zu lernen, wird dein Kind auch üben müssen. Deshalb ist es wichtig, dass es Hausaufgaben macht und dabei Unterstützung bekommt. Besonders für Kinder, die den Schulstoff nicht auf Anhieb verstehen ist es wichtig, dass sie die Lust daran nicht verlieren.

  • Schraube Hobbies und Nachmittagsaktivitäten auf ein Minimum herunter

Wenn du merkst, dass es dir und vor allen Dingen deinem Kind zu viel wird, nach der Schule auch noch zum Tanzen oder zum Fußball zu fahren, dann schraube das Programm runter. Zumindest in der ersten Zeit. Neue Freunde finden und Hausaufgaben machen ist ganz schön fordernd für unseren kleinen Schatz. Es braucht Zeit, um all die neuen Dinge zu verarbeiten.

  • Gönne deinem Kind Ruhe und Zeit zum Freispielen

Anstatt jeden Nachmittag zu einer Aktion zu fahren kannst du die Zeit mit deinem Kind zu Hause verbringen, um beispielsweise die Leseaufgabe zu wiederholen oder ihm auch nur die Zeit zu gönnen, wie damals im Kindergarten frei zu spielen.

  • Führt einen Lern-Ritus ein

Am besten motivierst du dein Kind dadurch, dass du dir bewusst Zeit für es nimmst und ihm/ihr bei den Schwierigkeiten hilfst. Das bedeutet nicht, dass du mal fix die Aufgaben für dein Kind erledigst, es soll ja ein selbstständiger Mensch werden, auch wenn das manchmal mühseliger ist. Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um die Hausaufgaben deines Kindes durchzugehen. Dafür ist viel Geduld notwendig. Setze dein Kind aber nicht zusätzlich unter Druck, dadurch leidet nur eure Beziehung. Macht daraus eine Art Ritual, wo du und dein Kind Lern- und Hausaufgaben macht oder auch nur mal in Ruhe über die Schule sprecht. Der Status deines Kindes wird dadurch nicht nur hervorgehoben, unbewusst lernt es, das Lernen eine gewisse Umgebung und Konzentration braucht und dass es in Ordnung ist, wenn man nicht alles auf Anhieb versteht. Denn wir Eltern sind ja da.

Dadurch nehmen wir unserem Kind den Druck zu Versagen. Dies ist nämlich eine der größten Ängste den frisch gebackenen Schulkindern zusetzt. Eine Antwort nicht zu wissen und vom Lehrer drangenommen werden. Diesen Horror kennt jeder von uns. Deshalb werde nicht sofort wütend, wenn dein Kind die Aufgabe auch beim dritten Mal nicht lösen kann. Hilf ihm/ihr einfach so gut du kannst. Lernt es bereits zu Hause, dass es nicht schlimm ist, wenn man was Falsches sagt, verliert es diese Angst auch in der Schule.

Tipp: Richte deinem Kind einen eigenen Arbeitsplatz ein: Ein eigener Schreibtisch ist natürlich ideal, aber auch ein fester Platz am Küchentisch oder auf dem Schreibtisch vom großen Bruder sind okay. Am besten machst du in dieser Zeit dein Handy aus und hängst ein Türschild mit „Bitte nicht stören- wir lernen“ an die Zimmertür, damit die anderen Familienmitglieder und Besucher euch nicht unterbrechen.

Tipp: Gibt ihm besondere Aufgaben: Du kannst die Selbständigkeit deines Kindes schon dadurch fördern, dass du ihm/ihr im Alltag kleinere Aufgaben aufgibst, die es ganz allein lösen kann. Zum Beispiel Wasser aus dem Keller holen, den Tisch abräumen, die Tür aufschließen oder später auch mal Brötchen beim Bäcker holen. Dadurch stärkst du das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit deines Kindes.

Sprecht über Trennungsängste

Eine der größten Ängste deines Kindes ist wohl die Trennung von der vertrauten Umgebung, sei es von Zuhause oder von den Kindergartenfreunden und der große unbekannte Schulhof mit einer Klasse voller fremder Gesichter. Sprich mit deinem Schulkind darüber, was es bedrückt:

  • Lest gemeinsam Schulgeschichten oder erzähle von deinem Schultag oder in der neuen Arbeit, wo du noch niemanden kanntest und wie du ganz schnell eine Freundin gefunden hast.
  • Verabredet euch nachmittags mit den Kindergartenfreunden zum Spielen oder besucht die Kindergartengruppe bei Schulfrei.
  • Besorge deinem Kind ein Freundebuch, in das sich die neuen Klassenkameraden eintragen können. Dadurch fällt es deinem Kind eventuell leichter Anschluss zu finden, weil es dem neuen anderen Kind, dem es ja im Grunde nicht anders geht als ihm selbst dadurch eine Art Freundschaftseinladung übergibt.

Stellt euch auf eine neue Bezugsperson ein: Klassenlehrer statt Erzieher

Zu den besagten Veränderungen gehört auch eine neue Bezugs- und Autoritätsperson. Wie wird der neue Lehrer oder die Klassenlehrerin sein? Nett, doof, jung alt? Ganz gleich was vielleicht ältere Nachbars- oder Geschwisterkinder sagen, Grundschullehrer sind in der Regel auf die Bedürfnisse von Erstklässlern sensibilisiert und bemühen sich meist auch mit den Eltern eine offene und positive Beziehung zuführen. Was nicht bedeutet, dass es keine klaren Regeln gibt, das müssen sowohl unsere Kleinen als auch wir als Eltern lernen.

Der Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin stellen zum Beispiel ihre eigenen schulinternen Regeln auf, die dein Kind nun lernen und zu befolgen hat. Dazu gehört auch die wichtige Erfahrung, dass jede Handlung auch eine Folge nach sich trägt. Stört dein Schulkind z. B. den Unterricht, wird es ermahnt und bekommt schlimmstenfalls einen Eintrag ins Klassenbuch, der spätestens beim Elternsprechtag zur Sprache kommt.

Lernt die Schule und den Schulweg kennen

Das Schulgebäude ist meist um einiges größer als der vertraute Kindergarten, auch sind hier beachtlich mehr Menschen unterwegs, was ein sechsjähriges Kind schon ziemlich einschüchtern kann. Nutzt deshalb jede Gelegenheit das Schulgebäude, die Räume aber auch die Lehrer vorab kennen zu lernen. Einige Schulen machen einen Tag der offenen Tür oder veranstalten schon vor den Sommerferien einen Schnuppertag für die kommenden Erstklässler. Ermögliche deinem Kind unbedingt daran teilzuhaben. War es schon einmal da, hat die Lehrer gesehen und auch schon die zukünftigen Klassenkameraden, sind es am ersten Schultag keine fremden Gesichter mehr.

Tipp: Schulweg: Der Schulweg ist eine Herausforderung für sich. Zunächst solltest du dein Schulkind natürlich selbst hinbringen und den Schulweg gemeinsam zu Fuß mit ihm bestreiten. Mit der Zeit kann es aber auch alleine gehen. Außerdem übt es schon mal sich selbstständig und sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Und wenn du dir Sorgen machst, dass der Tornister viel zu schwer ist, keine Sorge dein Kind schafft das schon. Es wird mit jedem Tag alter und stärker, und Sportsachen und alle Schulbücher braucht es ja auch nicht jeden Tag.

 

Fazit

Auch wenn der Schulstart in deinem Kind zwiegespaltene Gefühle zwischen Vorfreude und Panik hervorruft, bemühe dich um eine positive Grundeinstellung. Sprecht über seine Ängste und zeige deinem Kind, das mit der Schule zwar neue Regeln und Verantwortung auf es zukommen, aber auch ganz viel Eigenständigkeit, Vertrauen in seine Fähigkeiten und Freiraum Neues zu entdecken. Lass dein Kind spüren, dass die Einschulung etwas richtig Großartiges ist, weil es viele neue und aufregende Dinge kennen lernen wird, neue Freunde findet und du sehr stolz auf deine dein zukünftiges Schulkind bist.