Die bedürfnisorientierte Erziehung wird auch oft Attachment Parenting genannt. Es geht bei dieser Form der Erziehung darum, wie sich die Bindung zwischen Mutter oder Vater und Kind kontinuierlich fördern lässt. Es wird viel wert darauf gelegt, dass sich die Mutter viel Zeit für das Kind nimmt, mit viel körperlicher Nähe auf dieses reagiert und jedes seiner Signale wahrnimmt. Wie bei jeder anderen Erziehungsmethode scheiden sich auch hier die Geister über Sinn oder Unsinn und es gibt seit vielen Jahren klare Gegner und Befürworter dieser Methode. Wir möchten dir dennoch ein paar grundlegende Ideen dazu mit auf den Weg geben, um eine gute Beziehung zu deinem Kind aufzubauen und zu festigen.

 

Sieh und hör dein Kind

Was sehr pathetisch und schon fast philosophisch klingt ist genau das, was sich so viele Menschen wünschen: Gesehen zu werden. Das meint: ernst genommen zu werden mit all seinen Gefühlen, offenen Wunden, Narben, seinen Bedürfnissen und Wünschen. Und gerade Babys und Kleinkinder haben die ursprünglichste Form von Emotionen, die sie noch nicht oder nur schwer kontrollieren können. Die bedürfnisorientierte Erziehung glaubt fest daran, dass du als Mama oder Papa dein Kind nicht verhätscheln wirst nur weil du auf seine Gefühle eingehst, sie respektierst und ihm zeigst, dass du Anteil daran nimmst. Im Gegenteil: Du baust eine Nähe und Bindung auf, die deinem Baby zeigt, dass es dir vertrauen kann.

Meistens versuchen frischgebackene Eltern ihr schreiendes Baby mittels Schnuller, Flasche, der Brust oder Schaukelbewegungen zu beruhigen. Was aber, wenn das Kleine gerade einfach nur schreien möchte? Wenn es Erlebnisse zu verarbeiten hat, die raus müssen?

Wäre es nicht schöner, wenn Mama oder Papa und Kind diese Phasen gemeinsam durchstehen würden, anstatt sie mit allen möglichen Maßnahmen zu verhindern versuchen?

Viel stärker zeigt sich das übrigens bei Kleinkindern, die in ihrer Trotzphase jeder Emotion freien Lauf lassen, egal wie passend oder unpassend die Situation gerade scheinen mag. Nach der bedürfnisorientierten Erziehung sollst du dein Kind in all diesen Alltagssituationen begleiten, ihm tröstend und verständnisvoll zur Seite stehen. Statt dem Kind zu drohen oder es mit Erpressungen dazu zu bringen, sich leise und angepasst zu verhalten, solltet ihr den Konflikt gemeinsam aufarbeiten. Es ist wichtig, dass dein Kind sieht, dass unangenehme Situationen oder unerfüllte Wünsche zum Leben dazu gehören, aber erträglicher werden, wenn man die richtigen Menschen an seiner Seite hat.

Wenn dein Kleines also mal wieder einen Wutanfall hat, weil es seine Schuhe noch nicht selbst binden kann oder der Lego-Turm eingestürzt ist, nimm seine Trauer und Wut wahr und versuche den Konflikt mit ihm gemeinsam zu lösen. Dazu gehören Sätze wie „Komm, wir versuchen das zusammen.“ oder „Ich bin da und helfe dir.“

Attachment Parenting, um es möglichst einfach zu sagen, bedeutet, auf unser Herz zu hören.

 

Relativiere die Probleme deines Kindes nicht

Jeder Erwachsene kennt die Situation: Man hat ein Problem, über das man lange nachgrübelt, das einem Kopfschmerzen bereitet oder eine innere Unruhe. Vielleicht entschließt man sich irgendwann mit jemandem darüber zu sprechen und bekommt als Reaktion lediglich diese: „Das wird schon wieder!“ Kaum ein Satz bringt uns in schwierigen Situationen so wenig weiter. Wie soll es da erst einem Kind gehen, das Sätze gesagt bekommt wie: „Es ist ja nichts passiert!“, „Du siehst die Mia doch morgen wieder.“ oder „Das ist doch gar nicht schlimm!“?

Dabei ist es so wichtig deinem Kind zu zeigen, dass du seine Sorgen und Trauer erkennst und ernst nimmst, auch wenn sie dir noch so klein erscheinen mögen!

Oder wie fühlt es sich an, wenn du dir vorstellst, dass die Kollegin beim nächsten Mal statt „Das wird schon wieder!“ sagt: „Ich weiß, es ist nicht einfach. Melde dich, wenn du Hilfe brauchst.“? Genau darum geht es bei der bedürfnisorientierten Erziehung: Deinem Kind zu zeigen, dass es nicht alleine ist, dass ihr gemeinsam alles schaffen könnt und dass es dir bedingungslos vertrauen kann – egal wie groß oder klein seine Probleme auch sein mögen.

 

Weiterführende Informationen zum Thema bedürfnisorientierter Erziehung