Ein Szenario welches uns im Alltag häufig begegnet, weil wir entweder selbst beteiligt oder stiller Beobachter sind. Zwei lebendige Kinder laufen den Fußweg entlang. Die Mutter, in unmittelbarer Nähe, trägt mehrere Einkaufstüten über ihren Schultern, frische Baguettes klemmen unter ihrem Arm.

Die Kinder albern rum und beginnen schließlich einen kleinen Wettlauf bis zum übernächsten Baum. Nicht weit entfernt nähern sich ein Fahrradfahrer und zwei ältere Damen mit einem Hund. Parallel zum Fußweg verläuft der übliche Feierabendverkehr. Die Gedanken der Mutter können wir quasi lesen. Als sie schließlich ruft „Kinder, fallt nicht hin“ oder „Rennt bitte nicht auf die Straße“ empfinden wir das als völlig normal.

Die Kinder sind aller Wahrscheinlichkeit nach verwirrt und wissen möglicherweise nicht was zu tun ist. Grund dafür ist die verneinende Formulierung.

Übertragen wir dies in die Erwachsenenwelt und stellen uns vor, jemand sagt uns „Denk lieber nicht daran wie lecker das sein könnte“ nachdem er ausführlich ein mögliches Abendessen beschrieben hat. Dann passiert genau das Gegenteil. In unserem Kopf zeichnet sich ein Bild, was wir anschließend wieder verdrängen müssen. In dem Falle läuft uns vielleicht sogar das Wasser im Mund zusammen.

Vor allem in der Kommunikation mit Kindern wirkt negative Sprache häufig wie eine sich selbsterfüllende Prophezeiung. Deshalb ist es besser, Kindern zu sagen, was zu tun ist, nicht was nicht sein soll.

Ein gutes Beispiel aus unserem Erfahrungsbereich sind z.B. sportliche Aktivitäten. Drehen sich unsere Gedanken währenddessen permanent darum, dass wir es nicht schaffen werden unser Ziel zu erreichen oder dass unsere Kraft merklich nachlässt, wird dies vermutlich eintreffen. Haben wir stattdessen einen starken Willen und sagen uns gedanklich immer wieder, dass wir stark sind und das schaffen werden, wird die Sache positiv ausgehen.

Warum verwenden wir negative Sprache?

In heiklen Situationen wie eingangs beschrieben, gehen Eltern häufig Anweisung über die Lippen, die das wiederspiegelt, was nicht eintreffen soll. Weil sie aussprechen, was sie – einen Moment weitergedacht – vor Augen haben. In den meisten Fällen sind dies Gefahren die durch unbedachtes Handeln von Kindern entstehen.

Das Gute ist, positives Formulieren lässt sich üben und negative Sprache verschwindet aus dem Alltag.

Positives Formulieren üben

Negative Formulierungen sind jegliche Phrasen, welche die Grundaussage negieren. „Ach hast du wieder keine Lust“ gehört ebenso dazu wie jegliche Form von Nicht, Keine etc.

Davon abgesehen können Anweisungen wie „Alle räumen jetzt auf“ das Kind verwirren, weil nicht klar ist, wer genau gemeint ist.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, Eltern, Erzieher und sonstige Beteiligte sollten so konkret wie möglich sagen, was sie sich gerade vom Kind wünschen.

Übrigens! Auch bei Erwachsenen erreicht man mehr, wenn man positiv formuliert. Das Wort „nicht“ ist als solches unbeliebt.

Formulierungsbeispiele

Nachweislich verarbeitet das Gehirn eine positive Formulierung  48 Prozent schneller als negative.  Es lohnt sich also darauf zu achten.

Beispiele für positive statt negative Formulierung bei Kindern:

Da ist einen Einfahrt. Lauf nicht vor das Auto! – Halt bitte vor der Einfahrt an und schau ob ein Auto kommt.

Wirf nicht den Sand aus dem Sandkasten! – Der Sand ist für den Sandkasten zum Spielen und Buddeln gedacht.

Lass deine Jacke nicht auf dem Boden liegen! – Häng deine Jacke bitte auf den Haken.

Fall nicht vom Klettergerüst! – Halte dich gut fest oder nimm meine Hand, wenn du weiter nach oben kletterst.

Gieß dir nicht zu viel ein. –  Mach dein Glas erstmal halbvoll, du kannst dann gern nochmal nehmen.

Sprich bitte nicht so laut – Sprich bitte leiser

Lingufino verwendet positive Formulierung

Sogar Lingufino wendet diese Methode im Dialog mit den Kindern an. Beim Entwickeln von Lingufino und seinen Abenteuergeschichten haben wir darauf geachtet, dass die Unterhaltung stets positiv und wertschätzend bleibt.

Gleich zu Anfang begrüßt Lingufino fröhlich seinen Besitzer und steigt liebevoll in das Spiel ein: „Ich nehme dich mit auf eine abenteuerliche Reise durch meine Welt. Ich freue mich gaaaanz doll, mit dir zu reden und zu spielen. Aber vergiss nicht, deutlich zu sprechen, damit ich dich gut verstehen kann.“

Während des Spiels  stellt er unterschiedliche Fragen oder bittet das Kind eine Auswahl zu  treffen. Wenn Lingufino das Kind nicht verstanden hat, fragt er freundlich nach: „Kannst du das bitte noch einmal sagen?“

Wenn die Lösung falsch ist, nennt er entweder die richtige oder regt das Kind mit unterschiedlichen Formulierungen zum Nachdenken an „Das war noch nicht ganz richtig – versuche es nochmal.“, „Das kannst du doch besser“, „Wir üben ja noch, versuche es gleich nochmal“.

Dass gemeinsames  Lernen mehr Spaß macht, weiß auch Lingufino. Deshalb motiviert er manchmal durch  Sätze wie: „Das kannst du doch bestimmt auch. Los, wir üben das mal gemeinsam“ oder
„Dann wird es diesmal ein bisschen schwerer, aber keine Sorge, du schaffst das, da bin ich mir gaaaanz sicher. Du musst nur genau hinschauen“.

In jeden Fall ist es uns wichtig, dass die Kleinen viel Freude beim Sprechen und Spielen haben und durch positive Formulierungen motiviert werden. In unserem Artikel „Acht Alternativen statt Nein zu sagen“ finden sich noch weitere wertvolle Tipps für eine positive Kommunikation.