Die Diagnose „Stumm“ ist heftig. Vor allem wenn unser Kind eigentlich ganz gesund geboren wurde. Doch manchmal führen Entzündungen des Kehlkopfes, der Stimmbänder oder aber ein Hirnschlag dazu, dass die Sprechorgane unseres Kindes mitunter irreparabel beschädigt werden. Stummheit – was dies für ein Kind und seine Eltern bedeutet und wie ihr damit umgehen könnt, haben wir für euch in diesem Artikel zusammengefasst.

 

Welche physiologischen Faktoren führen zu Stummheit?

Es gibt verschiedene Ursachen, die dazu führen, dass die Sprechorgane verletzt oder für immer beschädigt werden. Das kann beispielsweise ein Riss in den Stimmbändern sein, der durch Entzündungen, zu intensive Beanspruchung oder einen Unfall verursacht wird. Manchmal müssen der Kehlkopf und die Stimmbänder auch entfernt werden, weil eine Krebserkrankung vorlag. Durch diese Amputation ist es dem Kind schon aus medizinischer Sicht nicht möglich, Sprechen zu lernen. Im Weiteren listen wir kurz auf, welche verschiedenen Schädigungen dazu führen können, dass Kinder stumm werden und evtl. auch für immer bleiben.

Erkältungen und Entzündungen

Bei starken Erkältungen führt Husten und häufiges Räuspern dazu, dass der Mund und Rachenraum, sowie die Lungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies kann dazu führen, dass Kinder heiser werden und vorübergehend ihre Stimme verlieren (Aphonie). In seltenen Fällen sind gutartige Tumoren schuld daran, dass die Stimmbänder gelähmt sind. Bei Menschen, die ihre Stimme, z.B. im Beruf, beim Sport oder etwa beim Singen zu stark beanspruchen, kann es zu Verschleißerscheinungen kommen. Die geschwächte Kehlkopfmuskulatur (bei Dysphonie) bewirkt, dass die Stimme rau wird und an Kraft verliert.

  • Was zu tun ist?

Ein Logopäde oder Kinderarzt kann versuchen die Stimme zu provozieren und durch abwechselnde Entspannungs- und Resonanzübungen zu beleben. Vielsprecher müssen lernen schonender mit ihrer Stimme umzugehen.

Tipps für Zuhause

  • Bei Erkältungen und Entzündungen des Racheraums ist meist neben einem Salbeitee auch viel Ruhe die beste Medizin. In akuten Fällen, bei Hustenanfällen und Halsschmerzen kann der Kinderarzt oder Homöopath euch etwas verschreiben. Ansonsten hilft es mit Kochsalzlösung zu inhalieren und die Stimme zu schonen.
  • Bei übermäßiger Beanspruchung der Stimme ist ebenfalls Ruhe das Beste. Sorge für eine ruhige Atmosphäre zu Hause und versuche ebenfalls immer mit gemäßigter Stimme zu sprechen. Schaue deinem Kind dabei in die Augen, dann weiß es, dass es deine Aufmerksamkeit hat. Es hat somit keinen Grund laut rumzuschreien. Zudem überträgt sich deine ruhige Art auch auf das Kind und lässt es runter kommen.

Bei Hirnhautentzündung, Schlaganfällen oder Tumoren

Eine Hirnhautentzündung, z.B. als Folge eines Zeckenbisses, aber auch ein unerwarteter Schlaganfall oder Tumore können dazu führen, dass die Sprechorgane beschädigt werden. Unser Kind hat folglich Schwierigkeiten beim Sprechen, Artikulieren, sowie beim Atmen. Die Beherrschung der Stimmlautstärke, sowie Koordination der Muskulatur ist gestört (Dysarthrie/Dysathrophonie).

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Ein Logopäde kann dein Kind dabei unterstützen den Funktionskreislauf aus Artikulation-Stimme und Atmung zu verbessern. Gegebenenfalls werden hierfür technische Hilfsmittel eingesetzt.

Behinderungen der oberen Luftwege

So genannte „orofaziale Störungen“ können viele Ursachen haben. Manche Kinder werden beispielsweise mit einer Kieferfehlstellung oder einer Lippen-, Gaumenspalte geboren oder haben eine eingeschränkte Nasenatmung auf Grund von Polypen. Schuld ist eine mangelnde Muskelspannung der einzelnen Sprechorgane, was auch dazu führt, dass bei vielen kleinen Patienten der Mund weit offensteht. Dadurch kommt es zu massivem Speichelfluss, was das normale Sprechen zusätzlich beeinflusst. Andere Kinder können Ihre Zunge nicht genug anspannen und stoßen mit ihr an. Das führt nicht nur zu Zahnfehlstellungen, sondern kann auch verursachen, dass Kinder lispeln.

  • Ist ein ärztlicher Eingriff möglich?

Ein Facharzt kann hier die beste Auskunft darüber geben, ob ein operativer Eingriff möglich ist. Danach wäre ein Termin beim Sprachtherapeuten ratsam, damit dein Kind lernt seine Sprechorgane richtig einzusetzen. Durch die eventuelle Rückbildung der Fehlstellung oder das Beheben der Gaumenspalte wird dein Kind seine Muskulatur und die Kontrolle darüber erst wieder erlernen müssen.

  • Kann ein Sprachtherapeut helfen?

Da nicht jedes Kind für einen medizinischen Eingriff geeignet oder noch zu jung ist, kannst du deinem Kind dadurch helfen, dass ein Sprachtherapeut seine Sprachentwicklung begleitet. Manchmal ist es auch sinnvoll einen Kinderpsychologen einzuschalten, da viele Kinder sich auf Grund ihrer Behinderung schämen zu sprechen und eine Art Mutismus entwickeln, bei Personen, die sie nicht kennen.

Stimmstörungen (Dysphonien)

Durch eine falsche Nutzung der Stimmbänder kann es dazu kommen, dass Kinder zum Beispiel durch häufiges, lautes Schreien eine Art Stimmstörung erleiden. Es kann zu einer organischen Störung kommen, d.h. es entstehen wohlmöglich Knötchen auf den Stimmbändern. Das kann zu Halsschmerzen, Heiserkeit oder dem Verlust der Stimme führen. Oft Husten oder räuspern sich Kinder auch oft oder können die Tonlage beim Sprechen nicht halten. Dies ist bei Jungen auch beim sog. „Stimmbruch“ in der Pubertät möglich.

  • Die beste Lösung?

Falls unser Kind Schwierigkeiten mit der Stimme bekommt ist die Beste Lösung: Schonung, ein Salbeitee mit Honig und Ruhe. Wie du wütende Kinder am besten beruhigen kannst erfährst du in unserem passenden Blogbeitrag.


Amputationen von Sprechorganen

Musste deinem Kind nach einer Krebserkrankung der komplette Kehlkopf entfernt werden, wurden bei dem Eingriff vermutlich auch Teile der Muskulatur mit entfernt, d.h. es wird nie wieder richtig sprechen können. Denn der Kehlkopf ist dafür verantwortlich, dass die aus der Lunge kommende Luft Töne und Laute bildet. Er steuert sozusagen die Stimmlippen und Bänder.

  • Wie Sprechen trotzdem möglich ist?

Wohlmöglich wird dein Kind aber mit einer Art „Rüpsstimme“, dem sog. „Ructus kommunizieren können oder bekommt technische Unterstützung durch ein Servox-Gerät. Dadurch kann es zu minderst wieder Worte artikulieren und aussprechen. Für den Alltäglichen Gebrauch ist auch die Überlegung sinnvoll, ob nicht auch die Gebärdensprache, die auch von stumm oder gehörlos geborenen Kindern erlernt wird, eine mögliche Alternative wäre.

 

Weitere TIPPS

In unserem Hauptbeitrag zum Thema, warum Kinder nicht sprechen findest du weitere Ratschläge dazu, wie du mit dem „Nicht Sprechen“ deines Kindes umgehen kannst. Konkretes zur Gebärdensprache gibt es in unserem Beitrag: Angeborene Stummheit.