Was wissen wir „wirklich“ über gesunde Ernährung für Kinder? Ist Zucker schlecht für die Entwicklung und Fett sowieso? Wie die meisten Eltern wollen wir nur das Beste für unser Kind, doch was ist richtig, was falsch und kann man das so pauschal überhaupt sagen? Welche Ausnahmen erlaubt sein sollten und welche Irrtürmer in unseren Köpfen und auf dem Speiseplan unserer Kinder herumgeistern, erfahrt ihr in folgendem Artikel.

 

Es gibt bei der Ernährung weder schwarz noch weiß

Gesunde Ernährung ist wichtig für die Entwicklung von Kindern, das weiß jede Mutter und jeder Vater. Doch was gesund ist, wird je nach Generation, Wissensstand und auch Kultur anders verstanden.  Ganz klar: Am besten frisch vom Markt und selbst gekocht. Doch, wie wir alle wissen, ist das im Alltag nicht immer möglich. Morgens beim Frühstück entscheiden wir, doch was wenn das Kind im Kindergarten frühstückt und zu Mittag isst? Und am Wochenende gibt es bei den Großeltern auch immer eine süße Leckerei extra. Da hat man als Elternteil öfter mit seinem Gewissen zu kämpfen, ob denn das alles gut ist? Umso wichtiger ist es, mit den gängigsten Mythen rund um den Speiseplan von Kindern aufzuräumen:

Ist Zucker immer schlecht?

Guter Zucker

Ganz im Gegenteil, der richtige Zucker ist sogar einer der wichtigsten Energielieferanten. Zum Beispiel enthalten Nudeln, Reis, Kartoffeln und Brot den so genannten Vielfachzucker, der besonders wichtig für unseren Körper ist. Er verwandelt diese langen Zucker-Moleküle in Energie um und sättigt uns. Ein Teller Nuddeln oder eine Brotstulle können also nicht nur den Hunger unserer Kinder stillen, sondern geben ihnen Kraft für den ganzen Tag.

Schlechter Zucker

Anders sieht es bei Getränken und Lebensmitteln aus, die nicht so komplexe Zuckerketten enthalten. Dazu zählen u.a. Softgetränke, wie Cola oder Eistee. Sie stillen den Durst zwar im ersten Moment und geben eine Art Frischekick, doch setzt das Durstgefühl schnell wieder ein, da der Köper diese Art von Zucker nicht besonders gut verwerten kann. Außerdem steigt der Blutzuckerspiegel an, das bedeutet unser Kind fühlt sich schnell ermattet, obwohl es doch eigentlich das Gegenteil bewirken wollte. Schnell ein Schluck Limo beim Sportel oder Tanzen ist okay, aber wer nicht schlapp machen will, der sollte seinen Durst lieber mit Wasser stillen.

Ein 250 ml Glas Cola enthält 27 Gramm Zucker, das entspricht 7 Stück Zucker.

Ausnahmen sollten erlaubt sein

Auch wenn wir als Erwachsene zum Grillwürstchen gerne mal zu einer Limo greifen, für die Kleinen sollten andere Getränke bereit stehen. Denn in Cola und Eistee ist nicht nur viel Zucker, sondern auch Koffein enthalten. Dieses wirkt aufputschend und kann dazu führen, dass unsere Lieblinge abends einfach nicht einschlafen können und nicht zur Ruhe kommen.

Ganz verbieten klappt aber auch nicht. Wenn wir z.B. bei unsern Nachbarn auf einer Gartenparty sind, da wird dann schnell mal eine Ausnahme gemacht. Und das ist auch völlig okay. Wir sollten unseren Kindern ruhig mal die eine oder andere Nascherei erlauben.

Wer etwas komplett verbietet, bewirkt oft das Gegenteil.

Dann möchte das Kind erst recht bei jeder Gelegenheit was Süßes haben oder Cola trinken. Von daher ist es besser, ihm einen Schluck zu erlauben oder das Getränk stark, im Verhältnis 1:3 zu verdünnen. Der Vorteil: so verliert das Verbotene seinen Reiz und durch das Verdünnen schmeckt es auch nicht mehr so gut. Da sieht die Alternative gleich schmackhafter aus.

Was sind gute Alternativen zu Softgetränken?

  • Ganz oben: Einfach Wasser
  • Wem das zu fad schmeckt, der kann Frucht- oder Gemüseschorlen anbieten. Das leuchtende Gelb von Orangen- oder Mango Saft oder Orange von Multivitamin, sieht sogar viel leckerer aus, als schwarze Cola
  • Tee in verschiedenen Geschmacksrichtungen kommt auch bei den Kindern gut an
  • Prima sind auch mit Früchten versetzte Wasser

Unser Tipp

Füllt einen Krug mit Wasser und gebt einfach Früchte der Saison hinzu, z.B. Apfelspalten, Erdbeeren, Fenchel, Zitronenscheiben oder Minze- Blätter. Nach ca. 20-30 Minuten nimmt die Flüssigkeit den Fruchtgeschmack an und wer mag kann das Ost als Dessert vernaschen. Achtung: Bitte Biofrüchte verwenden, da Pestizide auch ins Wasser übergehen können.

Ein besonderer Hingucker, dem kein Kind wiederstehen kann, sind pürierte Früchte, die in Eiswürfelformen eingefroren wurden und im Wasserkrug schwimmen.

Wie viel sollte mein Kind am Tag trinken?

Es ist wichtig, dass unsere Kinder viel trinken, besonders im Sommer, wenn sie draußen viel aktiv sind und schwitzen. Ein Kind sollte am Tag mindestens 6. Gläser zu sich nehmen. Am allerbesten natürlich Wasser. Aber es können auch ungesüßte Tees oder stark verdünnte Fruchtsäfte (100% Fruchtgehalt) als Schorle serviert werden.


Was ist mit Milch und probiotischen Drinks?

Milch wird wegen des hohen Nährstoffgehaltes nicht als Getränk, sondern als Lebensmittel angesehen.

Probiotische Drinks, die uns mit lustigen Comicbildchen aus dem Kühlregal anstrahlen, sollen gut für das Immunsystem unserer Kinder sein und ihre Abwehrkräfte stärken. Im Grunde spricht nichts gegen solche Produkte, außer natürlich der Preis. Fraglich ist auch, ob die darin enthaltenen Bakterien auch ausreichend vorhanden sind, um im Darm anzukommen und positiv zu wirken. Wer sich nicht sicher ist, sollte das Etikett aufmerksam lesen, denn oft ist in vermeidlich gesunden Joghurt Getränken mehr Zucker, als gesunde, probiotische Kulturen enthalten.

 

Sind zuckerfreie Produkte immer besser?

Die Antwort ist: Nein! Auch wenn uns zuckerfreie Produkte für die Zahngesundheit sinnvoller erscheinen, so enthalten sie oft künstliche Süßstoffe, die eine sehr hohe Süßkraft haben. Auf einmal schmeckt ein Naturjoghurt mit frischem Obst nicht mehr süß genug, weil sich durch die Süßstoffe die Geschmackswahrnehmung von Kindern verändern kann.

Auch so genannte Zuckertauschstoffe sind nicht unproblematisch, zum einen können sie Alkohole enthalten, zum anderen können sie in größeren Mengen abführend wirken und zu Übelkeit führen.

Deshalb raten Ernährungsexperten lieber auf Ersatzprodukte zu verzichten. Besser sind ein maßvoller Umgang mit süßen Speisen und eine Reduzierung des Zuckers im Allgemeinen, zum Bespiel durch das Verdünnen von Getränken oder das Unterrühren von Naturjoghurt in fertige Jogurt Produkte. Auch eine Milchschnitte bringt das Kind nicht um, wenn es am selben Tag andere gesunde Lebensmittel zu sich genommen hat.

 

Ist Fett böse und ungesund?

Wer „Fett“ hört, der denkt automatisch an frittiertes, fettiges Essen- das kann einfach nicht gesund sein. Richtig! Aber, wie beim Zucker ist „Fett“ nicht gleich „Fett“. Wichtig ist die Qualität und auch die Menge des zu sich genommenen Fettes.

Gesunde Fette

So sind beispielsweise pflanzliche Öle (aus Oliven, Leinsamen, Raps oder Wahlnüssen) sogar sehr gesundheitsfördernd. Besonders in der mediterranen Küche finden diese gesättigten Fettsäuren viel Anklang und bewirken, dass die Menschen länger leben und auch im Alter vital sind. Zu den wertvollen Fetten gehören auch Fischgerichte aus Lachs, Saibling oder Forelle. Sie gelten als besonders gut zur Förderung der Denk- und Lernfähigkeit und für die Gehirnentwicklung im Allgemeinen.

Das bedeutet, dass wir vor allem bei Kindern im Wachstum auf eine Ernährung achten sollten, die gesunde Fette enthält.

Ungesunde Fette

Weniger gute Fettsäuren sind hingegen in tierischen Produkten, wie Käse, Butter, Fleisch und Wurstwaren enthalten. Diese Produkte sollten wir, als Eltern weniger oft auf den Essensplan unserer Lieblinge setzen.

 

Müssen Kinder Fleisch essen?

Fakt ist, Fleisch hat einen hohen Nährwert und ist für manche Erwachsene ein „Muss“ auf der täglichen Speisekarte. Andere wiederum entscheiden sich bewusst für eine fleischlose oder gar vegane Ernährung. Es bleibt aber die Frage: „Brauchen Kinder Fleisch?“

Kinder brauchen Eiweiß zum Wachsen. Es ist wichtig für starke Knochen und Muskeln. Doch es ist nicht zwingend notwendig, dass dieses Eiweiß aus Fleischprodukten stammt. Auch Getreide und Hülsenfrüchte können in einer richtigen Kombination aus verschiedenen Lebensmitteln gute Eiweißlieferanten sein. Generell sollten Kinder nicht mehr als dreimal die Woche Fleisch essen.

Alternative: Eiweißhaltige Lebensmittel kombinieren

Wer sein Kind komplett fleischlos ernähren möchte, braucht deshalb nicht befürchten, dass dem Nachwuchs für die Entwicklung etwas fehle. Wichtig ist aber eine ausgewogene Kombination und Vielfalt an eiweißhaltigen Lebensmitteln, wie:

  • Kartoffeln + Ei, z.B. Kartoffelbrei mit Spiegelei.
  • Getreide + Milchprodukte, wie Naturjogurt mit Birchner-Müsli (Getreide, Nüsse und Trockenobst).
  • Hülsenfrüchte + Getreide, beispielsweise Linsen mit Spätzle oder Bohnen mit Mais (als Aufstrich) auf dem Brot.

Auch beim Essen ahmen Kinder nach, was sie bei den „Großen“ sehen. Sie übernehmen gute wie schlechte Gewohnheiten, die später oft nur noch schwer zu ändern sind.

Unser Tipp

Also besser mal ein Brot mit Paprika, frischer Gurke oder Hülsenfrüchteaufstrich, statt Wurst und Käse. Auch ein Müsliriegel mit vielen Nüssen im Pausenbrotkasten sorgt für eine nette und gesunde Überraschung.

Warum ist dunkles Gebäck besser als helles?

Wenn euer Kind keine Körnerbrötchen mag, steht es nicht alleine da. Viele Kinder können sich mit dunklem Gebäck und den meist härteren und aufwendiger zu kauenden Brotstullen nicht anfreunden. Beim Bäcker stehen viel lieber Milch- und Käsebrötchen auf der Wunschliste oder helles Brot statt dunklen Dinkelweckerln. Ist das nun schlecht?

Nicht unbedingt. Denn ein dunkles Brot bedeutet nicht immer, dass auch wirklich Vollkornmehl verwendet worden ist. Hier muss man auf das Etikett achten oder beim Bäcker direkt nachfragen, ob auch wirklich Vollkorn drin ist.

Vollkorn ist deshalb wertvoller als helle Weizenprodukte, weil das dunkle Getreide die Verdauung anregt und somit eine positive Auswirkung auf unsere Gesundheit hat. Gerade Kinder, die oft unter Verstopfung leiden und Schwierigkeiten mit dem Stuhlgang haben, sollten lieber Vollkornprodukte essen. Um sie an den herberen Geschmack zu gewöhnen kann man z.B. Brötchen kaufen, wo Vollkorn- mit Auszugsmehl vermischt wurde.

Je dunkler das Brot, desto höher muss der Vollkornanteil sein: Die Farbe hat Einfluss darauf, wie hoch der Gesundheitswert eines Brotes eingestuft wird.

Brötchen mal selber backen

Noch toller ist es, mal selbst mit dem eigenen Kind Brötchen oder ein Brot zu backen. Es ist nicht nur eine schöne Eltern-Kind-Aktion, sondern motiviert das Kind auch dazu, sich mit dem dunklen Gebäck anzufreunden. Außerdem macht es viel mehr Freude, wenn man das Teigkissen mit Nüssen und Getreidekörnern oder sogar Sonnenblumenkörnern bestreuen kann. Unser Kind kann nicht nur sehen, wie das selbstgeknetete und zubereitete Brötchen langsam im Ofen wächst, sondern wird es beim Verspeisen doppelt genießen, weil es stolz ist, sein Brot selbst gebacken zu haben. Da isst es die Körner auch freiwillig mit.

 

Weitere Tipps für einen gesunden Pausensnack

  1. Ein Getränk, idealerweise Wasser, Tee oder eine Saftschorle.
  2. Ein Stück Obst oder Gemüses-Sticks, wie Apfelspalten, Karotten , Gurken oder Cocktailtomaten. Da macht schon die Konsistenz Spaß am Knabbern und snacken.
  3. Als Energielieferant und Grundsubstanz sind getreide- und eiweißhaltige Produkte gut, wie Jogurt mit Getreide und Nüssen oder ein Vollkornbrot mit Käseaufstrich oder Schinken. Klasse und gerne gesehen bei den Kids sind auch selbstgemachte Müsliriegel oder ein Wrap mit Salat, Reis oder was Exotischem wie Couscous.

Vollwertig essen und trinken hält gesund, fördert Leistung und Wohlbefinden.

Kinder sind von Natur aus neugierig, auch was Essen angeht, deshalb können wir Eltern ruhig mal was Neues ausprobieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass unsere Kinder ausgewogen essen und auch noch Spaß dabei haben.