Das Spektrum der Drohungen ist breit. Das anstehende Verbot für die Lieblingsserie oder „Dann fahren wir jetzt eben ohne dich“ haben wir alle schon in unserer eigenen Kindheit gehört. Und nun geben wir es auch an unsere Kinder weiter. Aber bringen diese leeren Drohungen eigentlich etwas?

Dass sich leere Drohungen schon über Generationen hinweg in der Erziehung bewährt haben, spricht ja grundsätzlich für ihre Wirksamkeit. Eltern greifen darauf zurück, wenn alle anderen Argumente fehlgeschlagen sind. Das Ausspielen der Macht scheint dann das letzte wirksame Mittel, um doch irgendwann vom Spielplatz loszukommen.

 

Warum funktionieren leere Drohungen bei meinem Kind?

Dabei ist es wichtig zu verstehen, warum die Drohungen oftmals schnell die gewünschte Wirkung zeigen. Nimmt man die üblichen Erpressungsversuche her, so lauten sie oft „Dann bleibst du jetzt alleine hier!“, „Dann sind Mama und Papa wirklich böse“ oder auch mal „…sehr traurig“. Und diese treffen direkt in das Urvertrauen unserer Kinder. Schlagartige Panik macht sich breit. Davor von den Eltern zurückgelassen zu werden oder deren Zuneigung entzogen zu bekommen. Wir versetzen unsere Kinder in eine Stresssituation. Ausgelöst durch ihre angeborenen Instinkte.

Natürlich würden wir unser Kind niemals irgendwo aussetzen. Doch das kann es in dieser aufbrachten Situation absolut nicht einschätzen. Und das stellt die leeren Drohungen vor zwei grundsätzlich gegensätzliche Probleme:

 

Mein Kind glaubt den Drohungen

In diesem Falle ist der Erpressungsversuch tatsächlich erfolgreich. Allerdings wird das Urvertrauen unserer Kinder in uns Eltern stark erschüttert. Die Bindung kann nachhaltig geschädigt werden und große Unsicherheiten in der Entwicklung hervorbringen.

 

Mein Kind nimmt mir die Drohungen nicht ab

Dann hat bereits ein Lerneffekt bei deinem Sprössling eingesetzt. Es prägt sich solche Situationen viel intensiver ein, als du denkst. Und vermutlich als dir lieb ist. Irgendwann bekommen wir Eltern dann zu hören „Das machst du doch eh nicht.“ Und damit haben wir nicht nur im Moment die Argumentation verloren. Sondern auch mit Blick auf die gesamte Beziehung, ein großes Stück Vertrauenswürdigkeit.

 

Was uns an Stelle leerer Drohungen hilft

Dafür müssen wir zunächst verstehen, warum wir auf diese Erziehungsmaßnahme zurückzugreifen. Wie weiter oben schon erwähnt, handelt es sich bei der Drohtaktik ja nicht um ein neues Phänomen. Wir alle haben derartige Sätze bereits in unserer eigenen Kindheit zu hören bekommen. Dadurch konnten sich Handlungsmuster und Prinzipien verfestigen, an denen wir heute noch festhalten.

Ganz aus der Erziehungsbrille betrachtet, ergibt sich ein bestimmtes Bild des Elternteils. Es hat eben das letzte Wort hat. Wenn es etwas gesagt hat, dann muss es das auch durchsetzen. Ganz ungeachtet dessen, welche Mittel man sich in solchen Situationen zu Nutze macht. Das sind ganz unterbewusste Handlungsmuster. Sie sind in uns verankert und können gerade in Stresssituationen ungefiltert zu Tage treten. Wir sind nicht ganz Herr unserer Sinne und gerade dann beeinflussen uns auch noch biochemische Vorgänge in unserem Körper. Denn auch bei uns Erwachsenen werden in Stresssituationen Adrenalin und ähnliche stimulierende Hormone ausgeschüttet. In der Tat eine explosive Mischung.

 

Alternativen zur Drohungstaktik in der Erziehung

Daher gilt wie so oft: kurz durchatmen und runterkommen. So entkommen wir vor allem dem eigenen Stress in diesem Moment und können die Situation mit klarem Kopf wieder besser bewerten. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm noch fünf Minuten länger zu bleiben oder das Kind doch die nächsten Meter auf dem Arm zu tragen?

 

  • Perspektivwechsel: in der Regel ärgern uns unser Nachwuchs doch nicht bewusst. Wenn die Kleinen nicht mehr laufen wollen, dann sind sie vielleicht einfach wirklich müde oder suchen gerade unsere Nähe. Dann nehmen wir sie einfach auf den Arm und kommen viel schneller nach Hause. Starre Prinzipien dürfen da ruhig mal außer Acht gelassen werden. Man lässt das Kind doch schließlich eh nicht allein zurück.

 

  • Vereinbarungen treffen: vollendete Tatsachen zu verkünden und darauf zu beharren sorgt schnell für Frust. Dabei können wir uns von Anfang an auf einen „Deal“ einlassen. Wenn die Zöglinge verstehen, warum es Zeit ist nach Hause zu gehen, sind sie gleich viel kooperativer. Sie haben so das Gefühl, zur Abendgestaltung etwas beitragen zu können und wertgeschätzt zu werden.

 

  • Vertrauen wiederherstellen: sicher rutscht uns im Eifer des Gefechtes doch mal eine Drohung heraus. Das ist okay und wir dürfen die auch ruhigen Gewissens zurücknehmen. Gegenüber dem Kind zuzugeben, dass es nicht so gemeint war, ist absolut in Ordnung. Wir dürfen gestehen, dass wir es viel zu sehr lieben, um es wirklich alleine im Supermarkt zu lassen. Wir können erklären, dass wir nur kurz aufgebracht waren. Das stärkt das Vertrauen mehr, als es darunter leidet.