So löst du Konflikte mit deinem Kind entspannt auf
Potential für kleinere bis größere Konflikte gibt es genug. Im Alltag mit deinem Kind wirst du immer wieder in Situationen kommen, in denen ihr euch nicht einig seid. Hier findest du ein paar Gedanken zum Lösen der Konflikte ganz ohne Strafen.
Wie entstehen Konflikte mit deinem Kind?
Stellen wir uns einmal eine regelmäßige Situation im Elternalltag vor. Wir holen unseren Nachwuchs aus dem Kindergarten ab. Dieses Mal haben wir ein langes Sommer-Wochenende ganz in Familie vor uns. Da können uns nicht einmal die dunklen Wolken am Himmel stören, aus denen plötzlich erste Tropfen fallen. Nein, wir tanzen sogar mit unseren Jüngsten durch den Regen. Wir beobachten die Regenwürmer, die aus der Erde kommen und wie all die Pflanzen ihren Durst stillen.
Dieselben Umstände machen uns an einem anderen Tag völlig zu schaffen. Es ist Montagnachmittag. Vor uns liegt eine Woche voller Termine und gerade haben wir es eilig. Wir verfluchen den Regen und den Termindruck. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ist dann ein trödelndes Kind. Dabei ist es von den Regenwürmern einfach wie beim letzten Mal total fasziniert.
Erkenne deine Bedürfnisse und die, deines Kindes
In solchen Momenten lohnt es sich, einen kurzen Blick hinter die Kulissen von euch beiden zu werfen. Deine Bedürfnisse fokussieren sich darauf, nicht schon wieder so viel Wäsche waschen zu müssen, die Woche ist eh schon voll genug. Und du willst pünktlich bei deinem Termin sein. Genauso hat dein Kind Bedürfnisse. Es möchte die Welt entdecken und sich in den vielen, kleinen Reizen verlieren. Da hat es weder Gefühl für die Zeit noch Verständnis für deine Unruhe.
So kommt es schnell zu Konflikten. Im Eifer des Gefechtes greifen wir Erwachsene schnell auf leere Drohungen zurück. Wir entziehen unserem Kind das ablenkende Spielzeug und brechen ihre Fantasiewelt abrupt auf. In der Regel enden solche Situationen mit vielen Tränen. Der Frust steigt auf beiden Seiten und wirklich Zeit gewinnen wir auch nicht.
Kommuniziere mit deinem Kind
Weißt du vorher schon, dass der Heimweg heute etwas stressig werden kann, besprich das mit deinem Kind. Durch die bloße Ankündigung und Vereinbarung einer alternativen Spielzeit, wird es sicher kooperativer sein. Dann in dem Moment selber gilt: lass dich nicht von nichtssagenden Floskeln leiten. Ein „Trödel nicht so herum!“ vermittelt deinem Kind rein gar nichts. Denn wie in der Kommunikation mit Erwachsenen, hat deine Nachricht vier Seiten.
Friedemann Schulz von Thun hat dafür folgendes Modell aufgestellt:
Deine Aussage „Trödel nicht so herum!“ bedeutet
- Auf der Sachebene: Ein wichtiger Termin steht an! Wir dürfen nicht zu spät kommen, der Regen bremst uns eh schon aus.
- Auf der Selbstoffenbarungsebene: Ich habe Stress! Mir wäre es peinlich, zu spät zu kommen. Jemand könnte denken, ich sei nicht verantwortungsbewusst.
- Auf der Beziehungsebene: Ich bin auf deine Kooperation angewiesen! Ich gönne dir deine Spielzeit in jedem anderen Moment.
- Auf der Appellebene: Sorge nicht für unsere Unpünktlichkeit! Nimm es nicht persönlich, dass ich dein Spiel unterbreche.
Je mehr dieser Botschaften du in deine tatsächliche Aussage steckst, umso besser versteht dich dein Kind. Es ist doch auch nur ein kleiner Erwachsener. Genauso kannst du den Spieß auch herumdrehen. Frage nach den Bedürfnissen deines Kindes. Vielleicht ist es gerade auch so bockig, weil es Hunger hat oder müde ist. Manchmal sind es doch die einfachen Dinge.
Konflikte ohne Strafen lösen
Natürlich ist das bloße Erklären der eigenen Bedürfnisse keine Wunderwaffe. Denn bei kleinen und großen Menschen stehen sich eben ganz unterschiedliche gegenüber. Sie zu formulieren fällt besonders Kindern noch sehr schwer. Ja, sogar vielen Erwachsenen. Indem du gezielt danach fragst und Beispiele nennst, erleichterst du deinem Kind, Kontakt zu sich selber aufzunehmen. Es lernt, sich dir gegenüber zu artikulieren. So lassen sich Konfliktsituationen schon deutlich abschwächen.
Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Nehmt euch Zeit füreinander und beendet die Situationen nicht überstürzt durch unüberlegte Strafen.
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